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WARENKUNDE

WAS IST »CASHMERE«?

Als »Cashmere« wird das sehr feine Unterhaar einer besonderen Ziegenart, der kleinen »capra hircus laninger« bezeichnet. Der Lebensraum ist Zentralasien, Himalaya- und Pamirregion, Innere und Äußere Mongolei. Die feinsten Qualitäten stammen aus der inneren Mongolei mit Feinheiten zwischen 14,5 und 15,5 Mikron (1 Mikron = 1 Tausendstel Millimeter), sowie sehr seidige, softe Qualitäten aus der äußeren Mongolei, mit 16-16,5 Micron . Im Vergleich dazu, feine Merinowolle liegt bei ca. 19 Mikron, normale Schurwolle bei 22. Das sehr feine Unter- oder Flaumhaar, auch »Duvet« genannt, entwickelt sich durch die harschen Lebensbedingungen der Regionen, das heißt im Sommer 25/35°C und im Winter bis zu -40°C. Hinzu kommt eine Mangelernährung durch das karge Futterangebot.

GESCHICHTLICHER RÜCKBLICK

Vermutlich stammt die Cashmereziege aus den Siedlungsgebieten der Turkvölker, sie verbreitete sich durch die Wanderungen der Nomadenvölker in fast allen Bergregionen Zentralasien. Auch heute noch ist sie oft die Haupteinnahmequelle für eine Nomadenfamilie (Milch, Fleisch, Leder, Haar). Die Wanderungsbewegung der Turkvölker brachte dann die Technik des Schalwebens bis nach Srinagar, in der heute zu Indien gehörigen Provinz Kaschmir. Zunächst nur bei Schafwolle angewandt, wurde mit der Förderung durch den herrschenden Mogul alsbald auch Cashmere verarbeitet.  Den Rohstoff gab es zwar dort nicht, er kam vom Hochplateau Tibets und wurde gegen Grundnahrungsmittel getauscht. So entstanden im 15. Jahrhundert Tausende von kleinen Webereien, die prosperierten und ihre Produkte bis in den Nahen Osten exportierten. Kenntnis von diesen sagenhaften Schals, welche durch einen Fingerring passten, kam durch englische und portugiesische Seefahrer nach Europa. Doch erst der französische Hof mit Kaiserin Eugenie, der Frau von Napoleon III, verhalf diesen Cashmereschals zu einer regelrechten Mode, welche ganz Europa erfasste. Heute haben die Italiener die Marktführerschaft bei hochwertigen Textilien inne und entwickelten eine starke Kompetenz vor allem bei Strickwaren.

GEWINNUNG VON »CASHMERE«

Das feine Flaumhaar der Cashmereziegen lockert sich nach dem Winter und wird im Frühjahr, wenn die Temperaturen wieder wärmer werden, durch grobe Kämme aus dem Fell der Tiere ausgekämmt. Anschließend wird die Ware feinsortiert, das heißt nach Farbe und Feinheiten unterschieden und bearbeitet. Die nächste Stufe stellt die Trennung der groben Deckhaare vom feinen Flaumhaar dar. Dies geschieht mit einem maschinellen Prozess, welcher dem Kämmen ähnlich ist. Neben den Grannenhaaren werden auch Vegetabilienreste und Hautschuppen entfernt. Das Ergebnis nennt man »entgranntes Cashmere«. Ein Tier ergibt ca. 100 – 250 gr. Rohcashmere, d.h. 50 – 120 gr. entgranntes Material. 3-4 Ziegen ergeben also einen Pullover. Hier gibt es eine Vielzahl verschiedener Qualitäten, abhängig von der Restanzahl von Grannenhaaren in der Ware, der Faserlänge und der Faserfeinheit. Dies ist entscheidend für die Qualität der weiteren Verarbeitung und damit des Endprodukts.

DIE TEXTILE VERARBEITUNG

Entgranntes Cashmere ist das Ausgangsprodukt für die Garnproduktion. Die feinsten und besten Garne haben eine Feinheit von NM 28/2, das heißt 1 kg dieses Garnes ist 28 km lang. Zudem ist es gezwirnt und damit fester und haltbarer. Aber auch beim Stricken lässt sich sparen. Das Billigste ist das Stricken von Pullovern in einem Stück (»Fully Fashion«). Dies sieht man dem Teil leider auch an. Viele Produkte aus Asien werden so gefertigt. Aufwendig, aber sehr hochwertig ist das Stricken abgepasster Teile. Dies benötigt elektronische, programmierbare Strickmaschinen. Die Teile kommen abgepasst aus der Strickmaschine (Vorder-, Rückseite, Ärmel) und werden zusammengenäht. Dies ist zwar teuer, aber auch passgenauer und eleganter.

DIE EIGENSCHAFTEN VON »CASHMERE«

Cashmere ist das luxuriöseste Edelhaar, welches in kommerziellen Mengen verarbeitet wird. Aufgrund seiner limitierten Produktion und Geschichte besitzt die Faser eine geradezu magische Anziehungskraft, sowie ein erstklassiges Image. Die Faszination dieser Faser besteht in seiner Weichheit, der Anschmiegsamkeit, der Feinheit und ihrer Geschmeidigkeit, welche von kaum einer anderen Spinnfaser erreicht wird. Hinzu kommt ein seidenfeiner Glanz und eine Leichtigkeit, welche zu sehr angenehmen Trageeigenschaften führt. Außerdem ist die Faser, auf Grund der hohen Feuchtigkeitsaufnahme (bis zu 30%) und des hohen Wärmerückhaltevermögens, temperaturregulierend. Ein Nachteil ist die Empfindlichkeit des Materials auf mechanische Beanspruchung (aufgrund der Feinheit der Fasern). Dies kann leicht zu Pilling führen. Nach dem tragen sollte der Cashmere-Pullover einen Tag ruhen. Waschen nur unter 30° per Hand mit einem Wollwaschmittel, mit kaltem Wasser mehrmals spülen und nicht wringen oder stark drücken, schon gar nicht schleudern. Trocknen liegend auf einem Handtuch. Die Vielfältigen Qualitätskriterien der Faser und die Art der Verarbeitung auf allen textilen Stufen kann daher zu sehr großen Preisunterschieden führen. Die Mehrzahl der heute in Europa angebotenen Cashmerepullover kommen aus China und werden dort industriell in verhältnismäßig riesigen Stückzahlen produziert.

 

DIE MÄNGEL SIND OFT:

 

 • Feinheit des eingesetzten Materials: rauer Griff, schlechte Garnfestigkeit,
    kein Glanz, viele Grannenhaare

 • Länge des eingesetzten Materials: schlechte Garnfestigkeit, Pillingbildung

 • Falsche Deklaration durch Beimischung von anderen Fasern

 • Einfache Schnitte, schlechte Passformen

 • Formstabilität aufgrund mangelhafter Konstruktion des Gestricks

 • Minderwertige Farbstoffe

 • Silikonauftrag

 

Ein Cashmerepullover aus europäischer Produktion schließt diese Mängel in der Regel aus und garantiert eine Ware auf einem weitaus höheren Qualitätsniveau, oft sogar in handwerklicher Tradition.

YAK

Ist eine in Zentralasien verbreitet Rinderart. Es verfügt über ein mehrschichtiges und besonders dichtes Haarkleid. Man unterscheidet zwischen dem langen, festen Deckhaar aus gröberer Wolle und dem feinerem Unterhaar. Jährlich werden ca. 3 kg Grobwolle vom Deckhaar und 0,5 kg Feinwolle aus dem Unterhaar gewonnen. Diese eignet sich hervorragend zur Herstellung von Spinngarnen. Das Fell wird ausgekämmt oder geschoren.

NATURSEIDE

Wird aus den Kokons der Seidenraupe gewonnen und ist die einzige in der Natur vorkommende textile Endlosfaser.  Vor 5000 Jahren begann man in China, Seide zu verarbeiten und fast 3000 Jahre konnte man das Geheimnis der Seidenherstellung bewahren. Erst etwa 300 v.Chr. machten die an China angrenzten Länder wie Japan, Indien, Persien und der Orient Bekanntschaft mit der Seide und ihrer Herstellung.  Im 6.ten Jahrhundert gelangte sie aus China über die bis heute bekannte Seidenstraße nach Europa. Erst um 1150 n.Chr. wurden die Italiener die großen Produzenten von Seidenstoffen in Europa. Seide zeichnet sich durch ihren milden und eleganten Glanz aus, welcher von keiner anderen Textilfaser erreicht wird, aus. Mit einer Feinheit von 7 – 20 Mikron und einem spezifischen Gewicht von nur 1,37 wird Seide nur von sehr feinen Wollen unterboten.

 

Naturseide – ist sehr geschmeidig und knitterarm. Sie schütz vor Kälte und Wärme und hat eine natürliche hohe Elastizität und Festigkeit.

 

Maulbeerseide –bezeichnet die Seide des Seidenspinners, welches sich hauptsächlich von Maulbeerblättern ernährt und als Haustier gezüchtet wird. Sie spinnen einen sehr feinen und  gleichmäßigen Seidenfaden. Durch abhaspeln des Mittelteils der Kokons kann ein bis zu einem Kilometer langer Faden gewonnen werden, der sogenannte »Endlosfaden«. Dieser Bast kann verhältnismäßig leicht entfernt werden und die Faser ist mit 7 bis 20 Mikron sehr fein, fast reinweiß, weich und geschmeidig.

 

Tussahseide – Der Eichenspinner, ein Nachtschmetterling, wird nicht gezüchtet und ernährt sich hauptsächlich von den Blättern der Eiche. Er liefert einen Kokon dessen Hülle aus losen Fadenstücken besteht, kann aber relativ gut abgehaspelt werden.  Die daraus gewonnene Tussahseide ist ungleichmäßiger, dicker, weniger glänzend und härter im Griff als Maulbeerseide. Die Seide wir meist im Naturton verarbeitet, der daraus gewonnene Stoff zeichnet sich durch Unregelmäßigkeiten aus, ein gewollter Effekt, den man als Flammencharakter bezeichnet.

KAMELHAAR

Kamele leben vor allem in Asien und  Afrika. Das Fell des Kamels unterteilt sich in  Grannen Haar (Deckhaar), welches schlicht und grob ist und das Flaumhaar (Unterhaar) welches gekräuselt und fein ist. Die Haare werden weder geschoren noch ausgekämmt, sondern fallen im Frühjahr büschelweise aus. Im textilen Bereich findet fast ausschließlich das wertvollere, leicht und gut verspinnbare Flaumhaar Verwendung. Bedingt durch die Seltenheit, Weichheit und Feinheit, wird das Flaumhaar oft mit Schurwolle gemischt verarbeitet. Jungtiere tragen bis zu ihrem ersten Haarabwurf ein fast weißes, feines Haar, welches besonders begehrt ist. Es wird unter dem Namen »Baby-Alashan« vertrieben. Kamelhaar hat sehr gut wärmende Eigenschaften. Bei geringem Gewicht ist es flauschig und leicht und eignet sich für die Herstellung von Mänteln und Schlafdecken.

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